Was ist Tinnitus?
Viele Menschen beschreiben ihn als Pfeifen, Zischen, Rauschen oder Klingeln im Ohr. Tinnitus vom lateinischen Verb tinnire/klingeln abgeleitet, klingt individuell und unterscheidet sich von Person zu Person in Geräuschart, Tonhöhe (Frequenz) und Lautstärke. Etwa 25% der deutschen Bevölkerung sind einmal im Leben von einem akuten Tinnitus ( bis zu 3 Monate Dauer ) betroffen, der jedoch nach kurzer Zeit wieder abklingt. Bei rund 13% aller Deutschen bleibt der Ton dauerhaft (über 6 Monate) und wird somit zum chronischen Tinnitus. Allerdings nehmen nur 2% der deutschen Bevölkerung eine starke Belastung wahr. Die Statistik zeigt zudem, dass Frauen und Männer in gleichem Maß betroffen sind. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen subjektiven und objektiven Tinnitus. Während der seltener auftretende objektive Tinnitus auch für den Arzt hör- und messbar ist und in der Regel durch medizinische Therapien behandelt werden kann, nehmen Menschen mit subjektiven Tinnitus ihr Ohrgeräusch ausschließlich selbst wahr. Wie sehr der Tinnitus das Leben beeinflusst, hängt vor allem von Dauer und Lautstärke des Ohrgeräusches ab. 80% der Betroffenen empfinden Ihr Geräusch als nicht oder wenig störend, die übrigen 20% hingegen beschreiben ihre Erfahrungen als unangenehm bis unerträglich – sie leiden unter einem „dekompensierten Tinnitus“
Ursachen von Tinnitus
Trotz umfangreicher Untersuchungen durch Fachärzte kann häufig keine konkrete Ursache für das Entstehen des Tinnitus festgestellt werden. Für Betroffene ist diese Situation oft sehr unbefriedigend. In den meisten Fällen wird eine Schädigung des Innenohrs als Auslöser angesehen, welche häufig mit einer Hörminderung einhergeht ( zirka 90% der Tinnitusbetroffenen ). Diese kann jedoch so gering sein, dass sie vom Betroffenen nicht wahrgenommen wird.
Nimmt der Tinnitus zu viel Raum im Leben ein, sind viele komplexe Mechanismen daran beteiligt. Beispielweise steuern verschiedene Hirnregionen die Wahrnehmung des Ohrgeräusches. Die Entstehung von Tinnitus lässt sich also am ehesten als das Zusammenwirken verschiedener Faktoren beschreiben. Im Folgenden werden exemplarisch mögliche Ursachen dargestellt.
Lärmschädigung:
Die häufigste Ursache für Tinnitus ist eine Schädigung des Innenohrs. Diese kann zum Beispiel auch durch ein Knalltrauma oder extrem laute Geräusche entstehen. Bei 1/3 der Betroffenen kann der Tinnitus auf ein Lärm- oder Knalltrauma zurückgeführt werden. Durch eine extreme Lärmeinwirkung knicken die feinen Haarsinneszellen im Innenohr ab. Dies führt zu einer Fehlfunktion, welche einen Dauerton oder ein Geräusch erzeugen kann.
Hörsturz:
Tinnitus tritt häufig in Zusammenhang mit einem Hörsturz auf. Hierbei handelt es sich um einen „Ohrinfarkt“, welcher plötzlich auftritt und zu einer Schallempfindungsschwerhörigkeit führt. Der Hörverlust kann von geringgradig bis völlige Gehörlosigkeit reichen und alle Frequenzbereiche des menschlichen Innenohres betreffen.
Muskelverspannung:
Tinnitus kann auch durch Funktionsstörungen im Kieferbereich und chronische Muskelverspannungen im Bereich der Halswirbelsäule auftreten. Zahnärztliche bzw. kieferorthopädisch und orthopädische Untersuchungen könnten Zusammenhang aufweisen und durch entsprechende Therapiemethoden einen Tinnitus verringern.
Stress:
Bislang können keine wissenschaftlichen Studien einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Stress und der Entstehung von Tinnitus nachweisen. Tinnitus löst jedoch selbst Stress aus. Ohrgeräusche werden in angespannten Momenten stärker wahrgenommen als in entspannten Zustand. Das Herausfiltern eigentlich unwichtiger Geräusche gelingt schlechter. Mit diesem Wissen im Hinterkopf werden bei weitgehend allen sogenannten „Tinnitus-Trainingsverfahren“ Entspannungstechniken eingesetzt. Sie sollen helfen Stress abzubauen, der durch den Tinnitus verursacht wird.
Medikamente:
Neben bestimmten Schmerz- und Rheumamedikamenten, Malaria-Medikamenten und wassertreibenden Mitteln ( Diuretika ), können einige Medikamente Tinnitus auslösen. Nach Beendigung der Einnahme, legen sich in der Regel die entstandenen Ohrgeräusche wieder. Medikamente zur chemotherapeutischen Krebsbehandlung und auch Antibiotika können jedoch das Innenohr auch irreversibel schädigen und einen Tinnitus auslösen